Glänzende Jahrhundertfeier am 3. juni 1962

Eminente Persönlichkeiten unserer Heimatprovinz waren zu dieser denkwürdigen Jubiläumsfeier erschienen. Erwähnen möchten wir hier in erster Linie Mgr. Weber, Erzbischof-Bischof von Strasbourg, Präsident Pierre Pflimlin, M. de Pelagay, Sous-Préfet d’Erstein, représentant M. le Préfet du Bas-Rhin, M. Henri Meck, Präsident du Conseil Général du Bas-Rhin, Mgr. Boehm, Vicaire Général, M. Mayeur et Mme, Inspecteur d’Académie, M. Verneau, Inspecteur primaire d’Erstein, M. le Sénateur Wach, MM. les Députés Ehm, Ulrich et Grussenmeyer, les Conseillers Généraux Klock, Andlauer, Fischer et Grandidier, etc.
Aus allen Teilen unserer drei Ostdé­partements, aus Innerfrankreich, aus der Schweiz, der Bundesrepublik und selbst aus Italien waren Vertreter erschienen. In stets wachsender Zahl reihten sich die Autos längs der Strassen des Ortes und in dem geräumigen Park des dem Collège gegenüberliegenden Juvenat. Dank der bereitwilligen Mithilfe der Gen­darmerie von Benfeld verlief alles in rei­bungsloser Ordnung. Von den hohen Ma­sten und den festlich beflaggten Fenstern herab winkte den Ankommenden der er­ste Willkommengruss entgegen, während drinnen im Ehrenhof bereits die ersten eminenten Persön1ichkeiten empfangen wurden.
 
Um 9,30 Uhr rief das bekannte An­staltsglöcklein zur religiösen Morgenfeier. In feierlicher Prozession hielt Mgr Weber, Erzbischof-Bischof von Strassburg, seinen Einzug in die festlich geschmückte An­staltskapeile. Die ihm voraus gehende Geistlichkeit geleitete ihn hin zu dem mit rotem Baldachin überzogenen Throne. Dem Hochwürdigsten Herrn Bischof vor aus schritten Mgr Boehm. Chanoine Esch­bach, Chanoine Secret aus der Savoie. Chanoine Sprauel vom Odilienberg und Curé-Doyen Fuchs von Benfeld.
 
Am Altar assistierten bei der Darbie­tung des heiligen Opfers, ais Diakon und Subdiakon, zwei frühere Schüler der Anstalt, die Abbés Hatterer und Grass. Ab­bé Rohmer, der derzeitige Aumônier, gab die liturgischen Erlauterungen zur heiligen Handlung. Ein «Ancien», J. Bauer. aus Barr. der einige Tage vorher in Paris glänzend seine Prüfung in Musik be­standen hatte, meisterte die Orgel und begleitete die mehrstimmigen Gesänge des trefflich geschulten Kirchenchors. Nach Verlesung des Evangeliums bestieg der gottbegnadete Kanzelredner. Rév. Père Toulemonde S. J., die Kanzel zur Festpredigt. In tief zu Herzen gehen­den Worten entwarf er den andächtig lauschenden Zuhörern das Bild eines un­erschrockenen Zeugen des Herrn im of­fentlichen Leben, so wie sie unsere heutige sturmbewegte Zeit benötigt. getreu den Grundsätzen, die sie einst von ihrem früheren, vom christlichen Geiste durch­wehten Collège mit ins Leben bekommen haben. Erhebend zu sehen war, wie trotz der schon weit vorgerückten Morgenstunde eine stattliche Anzahl der Beiwohnenden zum Tische des Herrn schritten. Mit Er­teilung des bischöflichen Segens schloss die tief erbauliche kirchliche Morgenfeier.
 
Im Anschluss daran fand nun vor der Gedenktafel im Ehrenhof der Anstalt eine ergreifende Totenehrung statt, für die in den letzten Weltkriegen Gefallenen der Amicale, über 100 an der Zahl. Nach Ab­singen eines mehrstimmigen «De Profun­dis» gedachte der Vereinspräsident und frühere Député J. Klock ‘in bewegten Wor­ten der verstorbenen Jugendfreunde und legte zu ihrer Ehrung vor dem Totendenk­mal einen mit roten Nelken durchsetzten Kranz nieder. Mgr Fischer, Erzpriester der Kathedrale, verrichtete ein liturgisches Gebet für die so früh Dahingeschiedenen dem ein gemeinsames Gebet der Anwe­senden folgte.
 
Anschließend fand vor der Hauptfassade des Collège die feierliche Einwei­hung einer Gedenktafel statt zur bleiben­den dankbaren Erinnerung an den Grün­der der allseits geschatzten Brüderkon­gregation, an den unvergesslichen Cha­noine Eugène Mertian, sowie an seine Be­sitznahme einer bescheidenen Niederlas­sung in Matzenheim. Aus dieser sollte im Laufe der Zeit das heutige weithin be­kannte Institut St. Joseph emporblühen das für die Heranbildung unserer christlichen Jugend im Elsass einen so wertvol­len dauernden Beitrag lieferte, trotz all der Wirren und Stürme der verflossenen hundert Jahre. In Gegenwart des Hoch­würdigsten Herrn Bischofs, der hohen kirchlichen und zivilen Persönlichkeiten und einer großen Menge von «Anciens» und Freunden des Collège, denen sich die Représentants des Congrégations, des Instituts religieux et des Etablissements libres angeschlossen hatten, schritt Präsident Pflimlin zur Enthüllung der schlich­ten, aber künstlerisch hergestellten Ge­denkplatte, angebracht neben dem Haupteingang an der eindrucksvoll wirkenden Fassade des mächtigen Baues. In einer von tiefer Bewunderung getragenen An­sprache würdigte M. Pflimlin die hohen Verdienste des Verewigten und des von ihm gegründeten Werkes im Dienste der Jugenderziehung.
 
 
Der Directeur Diocésain de l’Enseigne­ment libre en Alsace, M. l’Abbé Hirle­mann. zeigte in einer klaren, mit viel Sachverständnis und Weitblick getragen­en Ansprache, die dem Enseignement libre zukommende Rolle in Unterricht und Erziehung, im edlen Wettstreit und in harmonischer Zusammenarbeit mit dem En­seignement public.
 
Mgr Fischer, in seiner Eigenschaft als apostolischer Delegierter bei der Congré­gation des Frères de Matzenheim, nahm die kirchliche Weihe der Gedenktafel vor, gefolgt von einer Minute stillen Gedenkens und von einem Gebet für den Ver­ewigten. Unter fachkundiger Leitung besichtig­ten nun die hohen Persönlichkeiten eine dem Zwecke der Festfeier entsprechende aufschlussreiche und höchst interessante Ausstellung in den oberen Sälen des neu erstandenen und höchst modern eingerich­teten Pavillons für die Schüler der höheren Schulklassen. Sie bot einen tieferen Einblick in die stets fortschreitende Ent­wicklung des Instituts, angefangen von den Jahren seiner Gründung bis in die Gegenwart, mit allen ihren modernen An­forderungen Inzwischen hatte sich eine Delegation von Anciens nebst Anverwandten nach dem nahen Dorffriedhof begeben. um dort einige Minuten stiller Sammlung mit anschließendem Gebet, ihrer früheren Leh­rer zu gedenken, die zu beiden Seiten ihres Gründers und der früheren Direk­toren der Anstalt, nach einem mehr oder weniger langen, segensreichen Wirken irr~ Dienste der Jugend nun der ewigen Be­lohnung im Jenseits entgegen sehen.
 
Auf den so reichlich ausgefüllten Vormittag schloss sich nun der mehr gemüt­liche Punkt der Tagesordnung. Über 700 Gedecke im weiten. prächtig ausge­schmückten Festsaale und der anschließenden Halle erwarteten die fremder. Gaste, zum Teil in Begleitung von Fami­lienangeh5rigen. Keine leichte Arbeit für den Oekonom. die Küche und ihre Ge­hilfen! Aber alles war aufs beste vorge­sehen, und das vorzügliche Menü, vom edlen Nass unserer beliebten Elsässer­gewächse umrahmt. hatte bald die etwai­gen physischen Schwankungen des Vor. mittags in Vergessenheit gebracht. Schüler der oberen Klassen mit früheren Klassenkameraden, die zur Zeit in der Ecole Hô­telière in Strasbourg im Gastgewerbe Aus­bildung finden, versahen den Service de Table mit viel Geschick. unter Leitung von einem Ancien. M. Bosch. Professeur à l’Ecole Hôtelière. Die gesanglichen Ausführungen des trefflich geschulten Schü­lerchors während des Banketts, unter der Leitung von Frère Dominique. fanden allseitigen, brausenden Beifall, ja mitunter sogar Verstärkung.
 
Mehrere Toaste wurden ausgebracht. die sämtliche ausklangen in die wohlver­diente Anerkennung und das Lob für das vom Chanoine Mertian gegründete Werk im Dienste der heranwachsenden Jugend dos sich stets den jeweiligen Anforderungen­ unserer rasch vorwärts schreitenden Zeit anzupassen verstand. Immer aufs neue lösten diese Tischreden allgemeinen Beifall aus. Es nahmen dos Wort: M. Schneider, Präsident der Ehemaligen des F. E. C. von Strasbourg, ein «Ancien», M. le Chanoine Secret aus der Savoie, M. Mayeur. Inspecteur d’Académie du Bas­Rhin, M. de Pelagay, Sous-Préfet von Er­stem, M. Klock, Präsident unserer Ami­cale. Der Sekretar der Amicale, M. Léon Laugel, stieß auf keinen Widerstand, als er angesichts der vorangeschrittenen Stun­de vorschlug, den geschäftlichen Teil der jährlichen Tagung auf das nächste Treffen zu verschieben.
 
In seiner Ansprache betonte Frère Ju­les, Supérieur général, nochmals in Kürze die Bewertung der Jahrhundertfeier für die Kongregation und ihr Wirken. In bewegten Worten drückte er den verschiedenen Rednern und allen Festteilnehmern, besonders dem verdienstvollen Vereins-Präsidenten J. Klock, seinen herzlichsten Dank aus.
Ein ganz besonderer Dank galt unse­rem verehrten Oberhirten, Mgr Weber, Archevêque-Evêque de Strasbourg. Spon­tan brach die von Freude und Stolz er­fasste Masse der Anwesenden in einen wahren Beifallssturm aus für die ihren vom Heiligen Vater verliehene hohe Ehrung durch Verleihung des persönlichen Titels eines Erzbischofs.
 
Son Excellence gab der still lauschen­den Menge Kenntnis von einem von Rom aus der Cité du Vatican eingetroffenen Glückwunschtelegramm zu der statt fin­denden Jahrhundertfeier des Instituts St Joseph.
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Sichtlich gerührt über die seiner Per­son dargebrachten Sympathiekundgebung sprach er allen Anwesenden seinen herz­lichen Dank aus. Zu gleicher Zeit bekundete er seine freudige Genugtuung ob der so herrlich verlaufenen Jubiläums­feier der seiner väterlichen Obhut direkt anvertrauten Diözesankongregation. Er zollte ihr sein volles Lob über ihr segens­reiches Wirken im ‘Dienste des Volkes und der Kirche in ihren verschiedenen Werken des Unterrichts und der Jugend­erziehung. Er gab seiner Hoffnung und seinem Wunsche Ausdruck für die Fortdauer und ein weiteres Emporblühen des von Chanoine Mertian gegründeten Wer­kes. Ein stehend gesungenes wuchtiges Danklied schloss die seltene Jubiläums­feier der Mitglieder der großen Vereini­gung der «Anciens du Collège», sowie der übrigen zur Festfeier versammelten Freunde und Gönner der Kongregation und des Collège St-Joseph.
 
Unterdessen hatte draußen in den schattigen, weit ausgedehnten Höfen das frohe, bunte Treiben der Schüler-Kermesse eingesetzt. Verwandte und Bekannte des jetzigen Schülerbestandes und «Anciens», die am Vormittag am Erscheinen verhin­dert waren, erhöhten noch die Zahl der Anwesenden. An den reichlich ausgestat­teten Ständen oder in der Tiefe eines Briefumschlages suchten sie nach einer Nummer, durch die ihnen das Glück hold sein würde. Erst als der späte Abend sich herabsenkte und die letzten Festteilneh­mer Abschied nahmen, breitete sich die gewohnte Stille über das Collège und seine Umgebung. Schon wurde für den folgenden Morgen der Zeiger der Uhr auf «Wiederaufnahme der gewohnten Schul­arbeit» eingestellt, da ja im Verlaufe des Monats entscheidende Schlussprüfungen bevorstehen, zu deren glücklichen Aus­gang wir allen vollen Erfolg wünschen
Fr. Adrien